Käpt’n Lippert unterwegs – ein Interview
Vom 26. Juli bis 1. August 2024 waren mehrere Rottenburger Ranger mit drei selbstgebauten Flößen auf der Donau unterwegs. Unsere Reporterin; Hanna Pusch., hat den Kapitän der Mannschaft getroffen und ihm einige Fragen gestellt.
Hanna Pusch: Guten Tag, Herr Lippert! Wir haben gehört, dass Sie als Kapitän eine mehrtägige Floßtour der Royal Rangers geleitet haben. So eine Aktion ist ja doch etwas ungewöhnlich. Wie kam es dazu?
Jojada Lippert: Ich war in der Vergangenheit schon mehrmals mit Flößen unterwegs. Als unser Hauptstammleiter davon erfuhr, wollte er so etwas für die Pfadranger und jungen Leiter in unserem Stamm anbieten.
Hanna Pusch: Das heißt, Sie waren vor allem mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterwegs?
Jojada Lippert: Genau! Zu den besten Zeiten waren wir 20 Personen.
Hanna Pusch: Wie sah die Vorbereitung für diese Tour aus?
Jojada Lippert: Natürlich mussten wir erst einmal das ganze Material für den Bau der Flöße zusammenstellen, also Rundhölzer, Fässer, Bretter und Seile. Eine andere Leiterin hat die Mahlzeiten geplant und Lebensmittel eingekauft. Ich musste eine Route festlegen und mich über Wehre, Brücken und Gefahrenstellen informieren.
Hanna Pusch: Wie groß waren die Flöße denn?
Jojada Lippert: Jeweils 4×6 Meter.
Hanna Pusch: Und wie haben Sie mit ihnen die Wehre überwunden?
Jojada Lippert: An unserem Streckenabschnitt gibt es an der Donau Bootsschleusen, die wir genutzt haben. Mit einer Breite von 4 Metern haben die Flöße da genau hineingepasst. Für die Mannschaft war das jedes Mal richtig spannend. Die Strömung vor den Wehren ist sehr schwach. Oft mussten wir dann paddeln, um in die Schleuse hinein zu kommen. Dabei sind die Flöße schwerfällig und nicht so leicht zu lenken. Ganz vorsichtig mussten wir hineingleiten, denn auf jeder Seite blieben nur wenige Zentimeter Platz. Am Anfang hatten die Teilnehmer noch etwas Mühe, aber bei jeder Schleuse wurde es besser und wir als Team routinierter.
Hanna Pusch: Wie war das Wetter während ihrer Aktion?
Jojada Lippert: Es war traumhaft! Wir haben wirklich tolle, sonnige und heiße Tage erwischt. Da fielen die beiden Regenschauer nicht ins Gewicht. Am zweiten Tag sahen wir aus der Entfernung ein Gewitter und für die letzte Nacht war ein Unwetter angekündigt worden. Beide Male zogen sie an uns vorbei. Dafür sind wir sehr dankbar.
Hanna Pusch: Eine Woche lang waren Sie unterwegs. Wie sah denn ein typischer Floßtag aus?
Jojada Lippert: Für die Nacht haben wir uns immer einen Anlegeplatz gesucht und unsere Flöße fest gemacht. Manche der Teilnehmer übernachteten in den Koten, die wir auf den Flößen als Sonnenschutz aufgebaut hatten. Andere schliefen unter einem Tarp auf dem Festland. Morgens, um 7.30 Uhr wurden wir geweckt. Danach gab es eine Zeit in der wir Texte aus dem Lukasevangelium lasen. Gegen 8.30 Uhr folgte das Frühstück und dann mussten wir alle unsere Nachtlager abbauen und unsere Habseligkeiten auf den Flößen verstauen, damit wir ablegen konnten. Die Zeit danach stand zur freien Verfügung: Schwimmen, Gesellschaftsspiele spielen, Kanu fahren, lesen, Gitarre spielen oder einfach in der Sonne chillen. Das Mittagessen haben wir eigentlich immer in einer Feuertonne auf dem Floß gekocht. Die Nachmittage konnten wieder frei gestaltet werden. Natürlich mussten wir ständig wachsam sein, damit die Flöße nicht gegen Brückenpfeiler oder in die Böschungen am Ufer trieben, aber ansonsten war es sehr entspannt. Gegen Abend begannen wir dann einen Anlegeplatz zu suchen, wo wir gemeinsam gekocht und gegessen, sowie unser Nachtlager vorbereitet haben. Danach gab es eine Andacht zu dem, was wir morgens gelesen hatten und mit einigen Liedern und Gebet schlossen wir den Tag ab.
Hanna Pusch: Woher hatten sie denn Lebensmittel und Trinkwasser?
Jojada Lippert: Einen Teil der Lebensmittel hatten wir vor der Fahrt besorgt. Das, was gekühlt werden musste, haben wir in eine Tonne gepackt, die im kalten Donauwasser lag und an den Flößen festgebunden war. Ein anderes Mal gingen ein paar von uns einkaufen. Für das Trinkwasser mussten wir einmal am Tag unsere Kanister auffüllen. Dazu gab es z.B. an einer Sportgaststätte oder einem Campingplatz die Möglichkeit.
Hanna Pusch: Was denken Sie, waren für die Teilnehmer die größten Herausforderungen an dieser Aktion?
Jojada Lippert: In der abendlichen Dämmerung gab es regelrechte Mückenschwärme. Wir haben uns, so gut es ging, davor geschützt. Aber einige von uns wurden schlimm verstochen.
Es ist auch nicht immer einfach, auf so begrenztem Raum mehrere Tage zusammen zu leben. Man hat keinen persönlichen Rückzugsort. Außerdem ist es schwierig seine persönlichen Dinge in Ordnung zu halten, wenn man jeden Tag an einer anderen Stelle sein Nachtlager aufbaut. Da braucht man Geduld, weil man oft etwas sucht.
Hanna Pusch: Gab es denn auch brenzlige Situationen?
Jojada Lippert: Leider ja! Ein Teilnehmer wurde von einer Wespe in die Lippe gestochen und ein Leiter hat sich bei einer Kanufahrt in einem Seitenfluss den Arm ausgekugelt. Er musste dann leider nach Hause. Das hat uns sehr leid getan.
Hanna Pusch: Würden Sie sagen, dass sich die Aktion gelohnt hat?
Jojada Lippert: Auf jeden Fall! Wir sind als Mannschaft wirklich zusammengewachsen und stolz darauf, die Herausforderungen gemeistert zu haben. Wir haben uns besser kennengelernt und auf der einen Seite gemerkt, wo sich unsere Schwächen befinden aber auch gesehen, dass wir uns gegenseitig ermutigen und so viel Gutes erleben können.
Hanna Pusch: Das hört sich richtig gut an! Vielen Dank für das Gespräch!
Jojada Lippert: Bitte! Gern geschehen!
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